... where LIFE SCIENCE
meets PHYSICS

Direktorenwechsel am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena

Am 30. September geht der Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie, Professor Ernst-Detlef Schulze, in den Emeritus-Stand und übergibt die Abteilung „Biogeochemische Prozesse“ an seine Nachfolgerin Prof. Dr. Susan Trumbore.

Professor Schulze als einer der weltweit bedeutendsten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Erforschung terrestrischer Ökosysteme hat das Profil des Max-Planck-Institus für Biogeochemie entscheidend geprägt. Das Institut wurde 1997 unter seiner Federführung gegründet, mit dem Ziel der Erforschung der globalen Stoffkreisläufe (Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor, Sauerstoff, etc.) und der dabei beteiligten biologischen, chemischen und physikalischen Umsetzungen. Diese biogeochemischen Kreisläufe sind eine wichtige Komponente des globalen „Erdsystems“ und ein verbessertes Verständnis ihrer Dynamik ist unabdingbar für verlässlichere Klimasimulationen der Zukunft. Hierzu unternimmt das Institut Prozessstudien in wichtigen Ökosystemen der Erde (z.B. in der Taiga Sibiriens oder dem Tropenwald Amazoniens), entwickelt Konzepte zur langfristigen Beobachtung kritischer Regionen und integriert das Wissen über biogeochemische Prozesse in die nächste Generation globaler Klimamodelle.
Ernst-Detlef Schulze, Jahrgang 1941, studierte Forstwirtschaft in Göttingen und Biologie an der University of California. Nach seiner Promotion arbeitete er an den Universitäten Würzburg und München, bevor er 1975 den Lehrstuhl für Pflanzenökologie der Universität Bayreuth übernahm. 1997 wurde Schulze als Direktor an das neu gegründete Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena berufen. Das breite Spektrum seiner Forschungstätigkeit erstreckt sich von kleinräumigen biogeochemischen Prozessen bis hin zu großskaligen Ökosystemstudien. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann zunächst mit Untersuchungen über die Zusammenhänge zwischen Pflanzenfunktionen und dem Kohlenstoff-, Wasser- und Stickstoffkreislauf. In den 80er Jahren erweiterte Professor Schulze seine Forschungstätigkeit von der reinen Funktionsökologie auf die Betrachtung komplexer großflächiger Ökosysteme und die Bedeutung der Artenvielfalt für die globalen biogeochemischen Stoffumsätze. Des weiteren widmete er sich intensiv den Fragestellungen des globalen Klimawandels und des Kohlenstoffkreislaufs. Seine Arbeiten haben maßgeblich zur Identifizierung und Quantifizierung von Kohlenstoffsenken und –quellen in terrestrischen Ökosystemen und damit ganz wesentlich zum Verständnis des Treibhauseffektes beigetragen. Seine Forschungsergebnisse sind eine wichtige Basis für die praktische Umsetzung in der Klimapolitik. Schulze koordinierte u.a. das europäische Großprojekt CarboEurope zur Bestimmung der terrestrischen Kohlenstoffbilanz Europas, bei dem an über 100 Messstationen umfangreiche Daten zum CO2-Kreislauf gewonnen wurden. Er ist Mitbegründer des weltweit größten Biodiversitätsexperiments, bekannt als das „Jena Experiment“.
Professor Schulze wirkte in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien mit, von 1994 bis 2004 war er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltfragen (WBGU). Seine wissenschaftlichen Leistungen sind wiederholt ausgezeichnet worden: So erhielt er 1990 die Bayerische Staatsmedaille in Silber, 1992 den Max-Planck-Forschungspreis, 1997 den Bullard Prize der Harvard University und 2004 die Vernadsky-Medaille der Europäischen Geophysikalischen Vereinigung. Im Herbst 2006 wurde Professor Schulze für seine grundlegenden wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der terrestrischen Ökosystemforschung und der globalen Stoffkreisläufe der Deutsche Umweltpreis verliehen und 2008 erhielt er das Bundesverdienstkreuz erster Klasse .
Prof. Schulze wird auch nach seiner Emeritierung dem Institut als Betreuer wissenschaftlicher Arbeiten und als Berater zur Verfügung stehen. In einem feierlichen Rahmen übergibt Prof Schulze am 30. September die bislang von ihm geleitete Abteilung „Biogeochemische Prozesse“ an seine Nachfolgerin Prof. Dr. Susan Trumbore. Mit ihrem Forschungsschwerpunkt zur Aufklärung der Austauschprozesse des Kohlenstoffs zwischen Pflanzen, Böden und Atmosphäre mittels radioaktiver Kohlenstoffisotope, passt die amerikanische Wissenschaftlerin gut in das Institutskonzept sowie in die neue Partnerschaft Erdsystemforschung, an der auch das MPI für Chemie in Mainz und das MPI für Meteorologie in Hamburg beteiligt sind. Professor Trumbore beschäftigt sich zusätzlich mit der Rolle der Böden im globalen biogeochemischen Kreislauf von Treibhausgasen wie Kohlendioxid, Methan und Stickstoffoxid. Für ihre Untersuchungen verwendet sie sowohl Stabile Isotope als auch Radioisotope als Indikatoren für die Umsetzung der Gase. Susan Trumbore studierte Geologie an der University of Delaware und machte 1983 ihren Master in Geochemistry an der Columbia University . Nach ihrer Promotion 1989 hatte sie Post-doc Aufenthalte an der ETH Zürich und am kalifornischen Lawrence Livermore Laboratory. 1991 wurde sie Assistant Professor, 1996 Associate Professor und 2000 Full Professor of Earth System Sciences an der University of California in Irvine. Für ihre Arbeiten hat sie zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien erhalten. Professor Trumbore ist das Institut bereits durch ihre Tätigkeit als Vorsitzende des Fachbeirates, der die Forschungsleistung des Instituts begutachtet, vertraut.