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MPI-CE Naschen mit Nebenwirkung

Zuckerhaltige Nahrung verrät Raupen an räuberische Ameisen.

PM_MPI-CE_26.04.2011

Blatthaare, so genannte Trichome, dienen Pflanzen zur Abwehr von Schädlingen: als Bewegungshindernis, Falle oder Reservoir für giftige Substanzen. Die Härchen des wilden Tabaks enthalten vorzugsweise Acylzucker, die aus herkömmlichem Rohrzucker bestehen und mit verzweigtkettigen aliphatischen Säuren verknüpft sind, Substanzen, die beispielsweise dem Erbrochenen von Säuglingen seinen süßlichen Geruch verleihen. Diese Flüssigkeit wird von winzigen, frisch geschlüpften Raupen vertilgt. Jedoch gerät den Larven das Verspeisen der Blatthaare zum Nachteil: Die Raupen entwickeln einen markanten Körpergeruch, ebenso riecht auch der Raupenkot. Max-Planck-Wissenschaftler haben entdeckt, dass Ameisen den Geruch der aliphatischen Säuren erkennen und nutzen, um ihre Beute zu finden. Die räuberischen Ameisen spüren die jungen Larven auf der Pflanze auf und entführen sie in ihren Bau, um sie dort an ihre Jungen und ihre Nestgenossen zu verfüttern. Pflanzen setzen also Acylzucker nicht nur als klebrige Fallen gegen Blattläuse, Blattflöhe oder Spinnmilben ein. Sie können damit auch geschickt gefräßige Raupen mit einem Duft markieren, der sie zu einer leichten Beute für ihre Feinde macht.