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Neue BMBF-Nachwuchsgruppe am Leibniz-HKI

Matthew Blango und Team erforschen Beteiligung von RNA an invasiven Pilzinfektionen

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert eine neue Nachwuchsgruppe am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – (Leibniz-HKI) in Jena mit knapp zwei Millionen Euro. Ein interdisziplinäres Team wird unter Leitung von Matthew G. Blango Infektionen erforschen, die durch den Pilz Aspergillus fumigatus ausgelöst werden.

Durch Pilze ausgelöste schwere, teilweise lebensbedrohliche Infektionen nehmen weltweit stetig zu. Sie sind eine große Herausforderung für die moderne Medizin, da sie schwer zu diagnostizieren sind. Eine Behandlung erfolgt deshalb meist zu spät und erzielt aus diesem Grund nicht den gewünschten Erfolg. Auch die Lebensqualität der Patienten schränken die aktuellen Therapie-Ansätze sehr stark ein. Ein weiteres Problem ist, dass sich zunehmend Resistenzen gegen Antimykotika – die Medikamente gegen Pilzinfektionen – verbreiten. Trotz all dieser Erkenntnisse gibt es vergleichsweise wenig Forschung über die Infektionsbiologie von Pilzerkrankungen.

„Die Förderzusage eröffnet mir hervorragende Möglichkeiten, mich als Wissenschaftler mit einem eigenen Forschungsthema weiter zu profilieren. Mit der Nachwuchsgruppe möchte ich die Lücke zwischen Grundlagen- und translationaler Forschung auf dem Gebiet der Infektionsbiologie humanpathogener Pilze schließen“, so Blango.

Das BMBF fördert mit der Einrichtung von Nachwuchsgruppen in der Infektionsforschung den Karriereweg exzellenter Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in der klinischen und anwendungsorientierten Infektionsforschung. Das Programm wirkt damit einem drohenden Mangel an qualifiziertem Fachpersonal auf dem Gebiet entgegen, der unter anderem durch den Rückzug der Industrie aus der Entwicklung neuer, dringend benötigter Antibiotika verursacht wird.

Neue diagnostische und therapeutische Optionen

Der aus den USA stammende Molekularbiologe spezialisierte sich in seiner Zeit als Postdoc am Leibniz-HKI auf die Erforschung von Ribonukleinsäuren (RNA). RNA-Moleküle haben je nach Typ ganz unterschiedliche Funktionen: Sie sind daran beteiligt, genetische Informationen in Proteine zu übersetzen oder Gene sowie biologische Prozesse zu regulieren.

Frühere Studien zeigten bereits, dass zahlreiche RNA-Typen Einfluss auf die Pilzbiologie und die von ihnen ausgelösten Infektionen haben. Zudem ist bekannt, dass menschliche Zellen als Antwort auf eine Pilzinfektion kleine Vesikel bilden. Diese winzigen Bläschen enthalten verschiedene Moleküle, wie zum Beispiel RNA, die Informationen von einer Zelle zur anderen transportieren. Sie spielen im Infektionsgeschehen mit Aspergillus fumigatus eine bislang kaum erforschte Rolle.

„Mein Ziel ist es, die RNA in diesen extrazellulären Vesikeln zu analysieren und als mögliche diagnostische Marker zu identifizieren. Außerdem möchte ich, bestimmte RNA-Moleküle des Pilzerregers untersuchen. Sie könnten uns dabei helfen, neue Angriffspunkte für Therapeutika zu finden“, fasst Blango sein Vorhaben zusammen.

Die neue Nachwuchsgruppe gibt ihm die Chance, das Verständnis der krankmachenden Prozesse von Pilzinfektionen zu verbessern. In den kommenden fünf Jahren wird er mit seinem Team eine Schnittstelle zwischen Biologie, Bioinformatik und Medizin bilden und seine eigene wissenschaftliche Karriere voranbringen.