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Preisregen für Pilzforscher vom HKI

In den vergangenen Tagen ging ein wahrer Preisregen auf die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – nieder.

Die Jenaer Forscher befassen sich mit der Erforschung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten, die durch Pilze ausgelöst werden. Gemeinsam mit den Mikrobiologen der Friedrich-Schiller-Universität und einer Reihe von Medizinern am Universitätsklinikum haben sie in Jena das deutschlandweit größte Forschungszentrum für Pilze aufgebaut. Ihre Forschungsergebnisse präsentieren sie weltweit auf Kongressen. Dort werden – meist gestiftet durch die gastgebenden wissenschaftlichen Gesellschaften oder Firmen aus den Bereichen Chemie und Pharma – die jeweils besten Publikationen, Vorträge und Poster sowie die Forschungsleistung insgesamt gewürdigt.

Die Preise im Überblick:
Dr. Ricardo Almeida und Coautoren
Wissenschaftspreis 2009 der Stiftung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft

Dr. Ilse Jacobsen
Posterpreis Grundlagenforschung und Diagnostik der Stiftung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft

Dr. Ronny Martin
Posterpreis der Fa. Bayer Vital anlässlich des internationalen Kongresses „Sepsis und Multiorganversagen“

Dr. Duncan Wilson
“Best Offered Talk Award” der Fa. Formedium anlässlich der Tagung der British Mycological Society in Dundee, Schottland

Dr. Matthias Brock
Dr. Manfred Plempel Stipendium der Stiftung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft

Dr. Peter Staib
Heinz P.R. Seeliger Preis der Seeliger-Stiftung für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Pilzforschung

Dr. Ricardo Almeida und Coautoren
Anlässlich der Jahrestagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft in Köln erhielt ein Autorenteam bestehend aus Ricardo Almeida, Antje Heyken, Sascha Brunke und Bernhard Hube den Wissenschaftspreis der Fachgesellschaft. Honoriert wurde eine Arbeit, die im angesehenen Fachjournal PloS Pathogens veröffentlicht wurde. In ihr wurde die Aufnahme von Eisen durch den krankheitserregenden Hefepilz Candida albicans untersucht. Eisen ist für viele Organismen in der Natur kaum verfügbar, so dass sie spezielle Mechanismen entwickelt haben, mit denen geringste Eisenmengen gebunden und in das Zellinnere transportiert werden können. Candida albicans holt sich das lebensnotwendige Eisen mit Hilfe spezieller Proteine aus dem menschlichen Gewebe.

Die Tierärztin Dr. Ilse Jacobsen gewann einen Posterpreis auf derselben Tagung. Sie befasste sich mit dem Wechselspiel des Immunsystems mit Candida albicans. Hierfür nutzte sie ein am HKI entwickeltes Infektionsmodell, das auf bebrüteten Hühnereiern beruht.

Einen weiteren Posterpreis konnte Dr. Ronny Martin nach Jena holen. Er stellte auf dem soeben in Weimar zu Ende gegangenen internationalen Kongress „Sepsis und Multiorganversagen“ seine Forschungsergebnisse vor. Martin untersucht den Zusammenhang zwischen Wachstumsform und Infektiosität bei Candida albicans. Die Hefe kann in Form einzelner rundlich-ovaler Zellen oder langgestreckter Fäden wachsen. Schaltet der Erreger auf die fadenförmige Wuchsform um, kann er tief in menschliches Gewebe eindringen.

Dr. Duncan Wilson wurde auf einer Konferenz der British Mycological Society für seinen herausragenden Vortrag ausgezeichnet. Er berichtete über bestimmte Gene von Candida albicans, die nur bei diesem Pilz gefunden wurden und an der Zerstörung menschlicher Zellen beteiligt sind. Eine Inaktivierung solcher Gene oder ihrer Produkte könnte die Hefe unschädlich machen.

Der Leiter einer Nachwuchsgruppe am HKI, Dr. Matthias Brock, wurde auf der Jahrestagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft mit dem Dr. Manfred Plempel-Stipendium geehrt. Das mit 15.000 Euro dotierte Stipendium wird alle zwei Jahre an einen jungen Forscher vergeben, der damit einen Forschungsaufenthalt im In- oder Ausland finanzieren kann. Brock wird für seine Erfolge bei der Erforschung pilzlicher Infektionsmechanismen ausgezeichnet. Er beschäftigt sich mit Schimmelpilzen, die bei immunschwachen Personen lebensbedrohliche Infekte auslösen können. Wichtige Vertreter sind die Schlauchpilze Aspergillus fumigatus und Aspergillus terreus.

Dr. Peter Staib erhielt den Seeliger-Preis für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Pilzforschung. Der von der Seeliger-Stiftung ausgelobte, mit 5.000 Euro ausgestattete Preis wird jährlich an einen Forscher verliehen, der sich auf dem Gebiet der Medizinischen Bakteriologie oder Mykologie verdient gemacht hat. Staib, der seit 2008 eine Nachwuchsgruppe am HKI leitet, wurde für seine Forschungsarbeiten über den Hefepilz Candida albicans sowie über Hautpilze ausgezeichnet. Letztere, auch als Dermatophyten bezeichnete Erreger, verursachen sehr weit verbreitete Mykosen der Haut, Haare und Nägel. Dennoch sind sie bislang kaum erforscht und nur schwer zu bekämpfen. Die bekannteste Krankheitsform ist der Fußpilz, an dem weltweit ca. 30% der Bevölkerung leiden.