In seiner Laudatio würdigte Prof. Dr. Jürgen Popp, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-IPHT und ehemaliger Doktorand Kiefers, die wegweisenden Beiträge seines Mentors zur Weiterentwicklung der Raman-Spektroskopie. Unterstützt wurde er von Dr. Peter Vogt, Vertriebsdirektor beim Lasertechnologie-Unternehmen Coherent. „Wolfgang Kiefer hat nicht nur die Raman-Spektroskopie maßgeblich vorangebracht, sondern zahlreiche Forschende weltweit inspiriert“, betonte Popp.
Einflussreiche Forschungen in der Spektroskopie
Kiefer, der 1941 in Pforzheim geboren wurde, studierte Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und promovierte 1970. Nach einem Forschungsaufenthalt in Kanada arbeitete er am Max-Planck-Institut in Stuttgart, wo er die Grundlagen für seine herausragenden Arbeiten in der Raman-Spektroskopie legte. 1988 folgte er einem Ruf an die Julius-Maximilians-Universität Würzburg, wo er bis zu seiner Emeritierung 2006 tätig war.
Seine Forschungen führten zu einem besseren Verständnis molekularer Schwingungen und ermöglichten es, chemische Reaktionen in Echtzeit zu beobachten. Diese Fortschritte sind heute in zahlreichen Anwendungen wie der Pharmazie, Nanotechnologie und Umweltüberwachung von großer Bedeutung. Insbesondere Kiefers Pionierarbeit in der zeitaufgelösten Raman-Spektroskopie eröffnete neue Möglichkeiten, Moleküldynamiken sichtbar zu machen.
Durch die Kombination von Ultrakurzpuls-Lasertechniken mit fortschrittlichen spektroskopischen Methoden hat Kiefer die Grenzen des Beobachtbaren in der molekularen Welt erweitert. Diese Forschungsansätze sind heute unter anderem in der Photovoltaik und der Katalyse von Bedeutung, wo Kiefers Erkenntnisse zur Elektronendynamik die Effizienz von Solarzellen verbessern und chemische Reaktionen auf Oberflächen erklären.
Prägende Rolle für die medizinische Diagnostik
Eine von Kiefers frühen Visionen war die Anwendung der Raman-Spektroskopie zur Unterscheidung zwischen gesundem und krankem Gewebe – ein Ansatz, der heute zunehmend an Bedeutung in der medizinischen Diagnostik gewinnt. „Auch wenn er selbst keine biologischen Forschungen durchgeführt hat, inspirierte Kiefers Arbeit zahlreiche andere, die heute die Raman-Technik in der Biomedizin zur Diagnostik von Infektionen und Krebs einsetzen “, so Popp, der 2002 mit seinem Wechsel von der Universität Würzburg an die Universität Jena seine Forschungen zur Raman-Biospektroskopie aufnahm.
Wegbegleiter und Mentor
Neben seinen wissenschaftlichen Erfolgen bleibt Kiefer auch als Mentor zahlreicher Nachwuchsforschender in Erinnerung. „Seine Leidenschaft für Entdeckungen hat bei uns allen einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen. Er hat sein Wissen stets großzügig geteilt und eine ganze Generation von Forschenden geprägt“, fügte Vogt hinzu. Noch heute führt Kiefer in seinem privaten Labor Experimente durch und widmet sich Fragen, die während seiner aktiven Zeit offengeblieben waren.
Mehrfach ausgezeichnet für herausragende Leistungen
Im Laufe seiner Karriere wurde Professor Kiefer mehrfach für seine Beiträge zur Spektroskopie ausgezeichnet. Dazu zählen der Raman Lifetime Award auf der ICORS 2014 in Jena und der Award for Lifetime Contribution to Raman Spectroscopy des Indian Institute of Science 2018.
Förderung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie
Die ESULaB-Konferenz 2024 bot eine Plattform für den Austausch zwischen Wissenschaft und Industrie. Im Fokus standen die neuesten Fortschritte und Entwicklungen auf dem Gebiet der Spektroskopie und Bildgebung, die durch den Einsatz ultrakurzer Laserpulse ermöglicht werden und zur Lösung biophotonischer Herausforderungen beitragen. Das Themenspektrum umfasste nichtlineare Bildgebungsverfahren wie SHG/THG-Mikroskopie und kohärente Raman-Mikroskopie für die medizinische Diagnostik, hochauflösende Bildgebung biologischer Strukturen mithilfe nichtlinearer Phänomene (z.B. STED-Mikroskopie) sowie den Einsatz von Wellenlängen im EUV/X-Ray-Bereich und ultraschneller zeitaufgelöster Spektroskopie zur Untersuchung biologischer Systeme, einschließlich der Dynamik der Proteinfaltung mittels 2D-Spektroskopie. Ein weiterer zentraler Aspekt war die Umsetzung neuer diagnostischer und biomedizinischer Ansätze in die Markteinführung und praktische Anwendung. „Die ESULaB bringt innovative Ideen näher an den Markt, indem sie Forschende mit Industriepartnern vernetzt“, erklärte Popp.