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Schwarze Löcher im Fokus!

Nobelpreisträger Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard Genzel zu Gast bei den „Noblen Gesprächen“ Der Physik-Nobelpreisträger des vergangenen Jahres, Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard Genzel, Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München, hält am 29. September 2021 um 16 Uhr einen Vortrag im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe „Noble Gespräche“ mit dem Titel „A 40-Year-Journey“.

Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard Genzel, Physik-Nobelpreisträger und Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Garching bei München [Quelle: MPI für extraterrestrische Physik]

Umlaufbahnen von Sternen um das Schwarze Loch im Herzen der Milchstraße [Quelle: Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik | ESO Calçada]

Künstlerische Darstellung vom Stern S2 beim Passieren des supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße [Quelle: Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik | ESO/M. Kornmesser]

Vor mehr als hundert Jahren veröffentlichte Albert Einstein seine Allgemeine Relativitätstheorie (GR). Ein Jahr später löste Karl Schwarzschild die GR-Gleichungen für eine nicht rotierende, kugelförmige Massenverteilung. Ist die Masse hinreichend kompakt, kann selbst Licht nicht aus dem Inneren des sogenannten Ereignishorizonts entweichen, und es entsteht eine Massen­singularität im Zentrum. Das theoretische Konzept eines „Schwarzen Lochs“ war geboren und wurde in den nächsten Jahrzehnten durch Arbeiten von Penrose, Wheeler, Kerr, Hawking und vielen anderen weiterentwickelt. Erste indirekte Beweise für die Existenz solcher Schwarzer Löcher in unserem Universum kamen aus Beobachtungen von kompakten Röntgendoppelsternen und weit entfernten leuchtenden Quasaren.

Prof. Genzel wird über eine vierzigjährige Reise sprechen, die er mit seinen Kollegen*innen unternommen hat, um die Massenverteilung im Zentrum unserer Milchstraße anhand immer genauerer Langzeitstudien der Bewegungen von Gas und Sternen als Test­teilchen der Raumzeit zu untersuchen. Seine Studien belegen die Existenz eines vier Millionen Sonnenmassen großen Objekts, bei dem es sich um ein einziges massereiches Schwarzes Loch handeln muss.

Reinhard Genzel wurde 1952 in Homburg v. d. H. geboren, studierte Physik an der Universität Bonn und promovierte anschließend am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. 1978 schloss sich ein Postdoc- Aufenthalt am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge, USA, an. Danach wechselte er von 1980 bis 1982 zunächst als Miller Fellow an die University of California, Berkeley, wo er anschließend von 1981 bis 1986 als Professor tätig war. Auch nach seiner Berufung (1986) zum wissenschaftlichen Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktor des Max-Planck-Institutes für extraterrestrische Physik in Garching bei München blieb er mit der University of California zunächst als Visiting-Professor, von 1999 bis 2016 als Full Professor und ab 2017 als Professor der Graduate School of Physics and Astronomy verbunden. Darüber hinaus ist er seit 1988 Honorarprofessor an der Ludwigs-Maximilians-Universität München.

Der Astrophysiker Genzel ist einer der weltweit führenden Forscher auf dem Gebiet der Infrarot- und Submillimeter-Astronomie. Sein vorran­giges Interesse gilt dem Entstehen, der Entwicklung sowie den Kernen von Galaxien wie unserer Milchstraße. Außerdem befasst sich der Astrophysiker mit der Entstehung und Entwicklung von Schwarzen Löchern und Sternen.

Im vergangenen Jahr ehrte die Königlich Schwedische Akademie Reinhard Genzel zusammen mit Roger Penrose und Andrea Ghez mit dem Nobelpreis für Physik für ihre Forschungen an Schwarzen Löchern. Genzel und Ghez wurden für die Entdeckung eines super­massereichen kompakten Objekts im Zentrum unserer Galaxie geehrt. Er erhielt zahlreiche weitere Auszeichnungen, darunter den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemein­schaft (1990), den Shaw-Preis der The Shaw Prize Foundation (2008) und den ebenfalls von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften vergebenen Crafoord-Preis in Astronomie (2012). 2014 wurde ihm die Ehrendoktorwürde des Observatoire de Paris (OBSPM) verliehen, 2014 wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Prof. Genzel engagiert sich in vielen wissenschaftlichen Gesell­schaften. Er ist u. a. Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesell­schaft, der National Academy of Sciences der USA, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der Academia Europaea, des Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste und seit 2020 der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften.

Die „Noblen Gespräche“ werden in diesem Jahr im Rahmen der „Photonics Days“, die das Fraunhofer IOF mit der Max Planck School of Photonics organisiert, in Kooperation mit dem Beutenberg-Campus Jena e.V. online veranstaltet.

Prof. Genzel wird seinen Vortrag auf Englisch halten. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit, in einer Gesprächsrunde direkt Fragen an den Physik-Nobelpreisträger zu richten. Die Teilnahme an der Online-Veranstaltung ist kostenlos. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich!

Alle Interessierten sind am Mittwoch, den 29. September 2021 um 16:00 Uhr ganz herzlich eingeladen, die Veranstaltung im Livestream unter https://youtu.be/Uw9QHUZP60E zu verfolgen.

 


Hintergrundinformationen:

Der Beutenberg-Campus Jena e.V. bildet ein Kompetenznetz aller auf dem Jenaer Beutenberg zusammengeschlossenen Forschungs-, Betreiber- und Gründerzentren und bündelt die Interessen von neun Forschungseinrichtungen und zwei bereits mehr als 50 Firmen betreuenden Technologiezentren sowie einer biotechnologisch ausgerichteten Firma.

Mit der öffentlichen Vortragsreihe „Noble Gespräche“ werden am Beutenberg Campus seit 2005 zweimal jährlich namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler präsentiert, die ihre Forschung einem breit gefächerten Publikum in allgemeinverständlicher Form vorstellen. Die Vorträge behandeln aktuelle Themen aus Wissenschaft und Technik und werden in der Regel auf Deutsch gehalten.

Die „Noblen Gespräche“ werden in diesem Jahr im Rahmen der „Photonics Days“, die das Fraunhofer IOF mit der Max Planck School of Photonics organisiert, in Kooperation mit dem Beutenberg-Campus Jena e.V. erstmalig online veranstaltet. (www.beutenberg.de | www.photonicsdays.de)

Die öffentliche Vortragsreihe „Noble Gespräche“ wird  aus Mitteln der Carl-Zeiss-Stiftung gefördert.