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Höchste Ehrung der Bundesrepublik für Bill Hansson

Der Direktor am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie wird für seine Verdienste um die Internationalisierung der Forschung in Deutschland und am Standort Jena mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.

Bill S. Hansson vor dem Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena. Foto: Anna Schroll

Am 18. Mai 2021 wird Bill Hansson den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus den Händen des thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow in Erfurt erhalten. Gewürdigt werden damit seine herausragenden Verdienste um die Wissenschaftslandschaft in Deutschland. Der Schwede, der seit 2005 in Jena am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie forscht, war von 2014 bis 2020 der erste nichtdeutsche Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft. In dieser Funktion hat er die Internationalisierung der Forschungsorganisation vorangebracht und im gleichen Zuge die Willkommenskultur für internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gestärkt. In Jena hat er sich auch ganz persönlich für eine verbesserte Integration Forschender aus dem Ausland eingesetzt: mit einem Mehrfamilienhaus, in dem Internationalität und Austausch besonders großgeschrieben werden.

Wissenschaft ist international. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sprechen eine gemeinsame Sprache, wenn es um ihre Forschung geht. Doch durch den Umzug in ein anderes Land wird man mit vielen alltäglichen Problemen konfrontiert, auf die man nicht unbedingt vorbereitet ist. „Als ich nach Deutschland kam, wusste ich nicht immer, was von mir erwartet wird. Deshalb war es für mich eine primäre Aufgabe, als erster ausländischer Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft den Eingliederungsprozess für Forschende aus dem Ausland zu optimieren,“ sagt Bill Hansson. Auf seine Initiative hin entstand eine Art Reiseführer für Forschende, der auch viele deutsche Besonderheiten erklärt. Außerdem gibt es seit dem Ende seiner Amtszeit die Planck-Akademie mit vielen persönlichen Weiterbildungsmaßnahmen, sowohl auf den verschiedenen Führungsebenen, als auch für die Karriereentwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Hanssons Vizepräsidentschaft stand in mehrfacher Hinsicht unter dem Motto der Internationalisierung der Forschung in Deutschland.  So betreute er die vielen Max-Planck-Partnereinrichtungen weltweit. Auch sein Führungsstil ist international geprägt, vor allem durch seine schwedische Heimat. „Innerhalb der Führung habe ich mich für einen eher skandinavischen Stil eingesetzt: viele Gesprächspausen für den Austausch, eine offene Kommunikation per Du, weniger Hierarchie. Diese Philosophie nenne ich „Führung durch Freundlichkeit“ und ich habe bisher immer die Erfahrung gemacht, dass sie in verschiedenen Umgebungen gut funktioniert. Man kann sie auch so zusammenfassen: Glückliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind leistungsfähiger!“, sagt Hansson. Aus diesem Grund war es ihm auch eine Herzensangelegenheit, dass die Bedingungen für Doktorandinnen und Doktoranden verbessert, ihre Arbeitsverträge angepasst und Urlaubsansprüche vereinheitlicht wurden.

Auch als Privatmann hat sich Bill Hansson für Forschende in Thüringen engagiert. Ein wichtiges Anliegen war ihm, Wohnraum für ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Jena zu schaffen, in dem sie sich wohl fühlen und besser integrieren können.  Mit seiner Frau Susanne Erland wurde er Bauherr eines Mehrfamilienhauses mit 13 Wohnungen für deutsche und internationale Familien in Jena und ging damit ein großes finanzielles Risiko ein. Ziel dieses Bauprojekts ist es, durch die frühe Einbindung in eine Umgebung, die viel Raum für Austausch und Integration lässt, jungen Forschenden und ihren Familien, besonders, wenn sie aus einem anderen Kulturraum kommen, einen besseren Start in Jena zu verschaffen. Aus eigener Erfahrung weiß Hansson, wie hilfreich das sein kann. Die Wohnungen sind inzwischen mit Mietparteien gefüllt, obwohl es sich als viel komplizierter als erwartet herausstellte, ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dafür zu gewinnen.

Die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz freut Hansson sehr: „Es ist schwer, sich eine höhere Ehre vorzustellen. Als Ausländer fragt man sich oft, ob man genug für die Steuerzahlenden tut, die einem Gehalt und Forschung finanzieren. Die Auszeichnung zeigt, dass meine Aktivitäten wahrgenommen und gewürdigt werden.“
Nach seiner Zeit als Vizepräsident, in der er viel um den Globus reisen musste, freut er sich, wieder mehr vor Ort in Jena, bei seiner Abteilung Evolutionäre Neuroethologie zu sein. Denn trotz seines Engagements als Wissenschaftsadministrator ist er mit Leib und Seele Forscher und konzentriert sich jetzt wieder mit ganzer Kraft auf die aktuellen Projekte, die – wie könnte es anders sein – ganz international angelegt sind: Zusammen mit einer Forschungseinrichtung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften untersucht der Experte für das geruchsgesteuerte Verhalten von Insekten beispielsweise, wie es in Ostafrika und Südasien immer wieder zu Heuschreckenplagen kommt. Eine weitere große Kooperation ist das deutsch-schwedische Max Planck Center next Generation Insect Chemical Ecology, das die Folgen globaler Klimaveränderungen auf Insekten und ihre Wechselwirkungen mit anderen Lebewesen untersucht. Dazu gehören beispielsweise Ökosystemdienstleistungen, wie die Bestäubung durch Insekten, aber auch die Ausbreitung invasiver oder krankheitsübertragender Insektenarten in Europa. Untersucht werden diese Veränderungen aus dem Blickwinkel der chemischen Kommunikationssysteme von Motten, Käfern, Fliegen und Mücken: ihrem Geruchssinn und dem davon gesteuerten Verhalten.


Weitere Informationen:

Medieninformation der Thüringer Staatskanzlei "Ministerpräsident Bodo Ramelow überreicht Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" vom 17.  Mai 2021