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Markus Reichstein erhält Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis

Prof. Markus Reichstein, Max-Planck-Direktor und Leiter der Abteilung Biogeochemische Integration am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena, erhält den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2020 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Mit dem mit 2,5 Millionen Euro höchstdotierten Forschungspreis in Deutschland würdigt die DFG den Geoökologen für seine wissenschaftlichen Leistungen in der datengetriebenen Forschung zu den Wechselwirkungen zwischen Klima und Biosphäre.

Prof. Dr. Markus Reichstein [Bild: Max-Planck-Institut für Biogeochemie]

Völlig überraschend erhielt Markus Reichstein heute Vormittag die Mitteilung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dass er zu den Preisträgern des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises 2020 gehört.

Wir saßen passender Weise gerade in einer wissenschaftlichen Besprechung, in der es genau um diese Themen ging, für die ich ausgezeichnet werde, als mich die Nachricht erreichte – zum Glück hatte ich noch eine Flasche Sekt im Büro, die wir direkt köpfen konnten“ , freut sich der Preisträger.

Markus Reichstein ist einer der international führenden Wissenschaftler, die sich mit der Reaktion und dem Einfluss von Ökosystemen auf Klimaänderungen beschäftigen. Dabei interessiert ihn insbesondere der Kohlenstoff- und der Wasserkreislauf und wie diese durch Vegetation und Böden beeinflusst werden. Bahnbrechende Erfolge erzielte er bei der Zusammenführung globaler Daten von Messtürmen und deren Weiterverarbeitung zusammen mit anderen Daten, zum Beispiel aus der Fernerkundung. So entstanden Modelle, mit denen der Stoffaustausch zwischen der Landoberfläche und der Atmosphäre von lokalen bis hin zu globalen Skalen hochgerechnet werden kann. Mit diesem Ansatz, der frühzeitig Methoden der künstlichen Intelligenz verwendete, veröffentlichte Reichstein mit seinen Kollegen erstmalig globale Abschätzungen zur pflanzlichen Photosynthese und aktuelle Trends in der weltweiten Wasserverdunstung. Gezeigt werden konnte außerdem, wie wichtig der Wasserkreislauf und extreme Wetterereignisse für den globalen Kohlenstoffkreislauf im Erdsystem sind.

Ich sehe die Auszeichnung auch als eine Würdigung der Erdsystemwissenschaft insgesamt, die inzwischen weit mehr als nur Klimawissenschaft ist und als junger Forschungszweig inzwischen mindestens auf Augenhöhe mit klassischeren Wissenschaften mitspielt. Die Erd- und Sonnensystempartnerschaft der Max-Planck-Gesellschaft mit Instituten in Mainz, Hamburg, Göttingen und Jena hat sicher zu ihrer Sichtbarkeit beigetragen“, betont Reichstein.

Neben seiner Funktion als Geschäftsführender Direktor und Leiter der Abteilung ‚Biogeochemische Integration‘ am Max-Planck-Institut für Biogeochemie, ist Reichstein Mitglied der Landeswissenschaftskonferenz, des Klimarats Thüringen sowie des Deutschen Komitees für Nachhaltigkeitsforschung in Future Earth. Dort ist er Sprecher der Arbeitsgruppe Gesellschaftliche Resilienz und Klimaextreme. Seit 2014 lehrt er globale Geoökologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und ist Mitbegründer Michael Stifel Zentrums für Daten- und Simulationswissenschaften Jena (MSCJ). Trotz seiner vielfältigen Forschungs- und Koordinierungsaufgaben, findet Markus Reichstein immer noch ein Zeitfenster, um Vorträge zu Klimawandel und Extremereignissen in der Öffentlichkeit und in Schulen zu halten.

Im Jahr 2013 erhielt Markus Reichstein den renommierten Max-Planck Forschungspreis für seine Forschung über den Einfluss des Klimawandels auf Ökosysteme und in 2018 wurde er mit dem Piers J. Sellers-Preis in der Sektion Globale Umweltveränderungen der Amerikanischen Geophysikalischen Vereinigung (AGU) geehrt.

Mit der Verleihung des wichtigsten deutschen Forschungsförderpreises wird ihm die höchste Anerkennung seiner herausragenden Forschungsleistungen in Deutschland zuteil.

Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland. Das seit 1985 bestehende Leibniz-Programm will die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten erweitern und sie von administrativem Arbeitsaufwand entlasten. Der Preis ist mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotiert. Die Förderung wird nur auf Vorschlag Dritter gewährt, wobei die Entscheidung über die Preisträgerinnen und Preisträger der Hauptausschuss nach einer Empfehlung des Auswahlausschusses trifft.

Der diesjährige Preis geht aus 114 Vorschlägen an zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, vier aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, drei aus den Lebenswissenschaften, einer aus den Naturwissenschaften und zwei aus den Ingenieurswissenschaften.

https://www.dfg.de/gefoerderte_projekte/wissenschaftliche_preise/leibniz-preis/2020/index.jsp

Markus Reichstein leitet seit dem Jahr 2012 die Abteilung ‚Biogeochemische Integration‘ am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena. Er wurde am 25. September 1972 in Kiel geboren, studierte Landschaftsökologie, Botanik, Chemie und Informatik an der Universität Münster und promovierte 2001 an der Universität Bayreuth. Bis 2003 war er Mitarbeiter der Abteilung Pflanzenökologie der Universität Bayreuth. Nachdem er sich zwischen 2003 und 2006 zur Forschung an den Universitäten von Tuscia (Italien), Montana (Missoula, USA) und Californien (Berkeley, USA) aufhielt, leitete er zwischen 2006 und 2012 eine Max-Planck-Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Biogeochemie.