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Max Planck Center der „nächsten Generation“ eröffnet

Forschende aus Jena und Schweden untersuchen den Einfluss von menschengemachten Umweltveränderungen auf Insekten

Torbjorn von Schantz, Vizekanzler der Universität Lund, Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, und Maria Knutson Wedel, Vizekanzlerin der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften, unterzeichnen die Vereinbarung für ein neues Max Planck Center zum Thema "next Generation Insect Chemical Ecology" (nGICE). Im Hintergrund: Bill Hansson, Leiter der Abteilung Evolutionäre Neuroethologie am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena und einer der nGICE-Co-Direktoren. Foto: Mårten Svensson

Die von Menschen verursachten Umweltveränderungen wirken sich auch auf Insekten aus. Die Max-Planck-Gesellschaft, die Universität Lund und die Schwedische Universität für Agrarwissenschaften wollen deshalb in dem neuen Max Planck Center “next Generation Insect Chemical Ecology” zusammenarbeiten und die Wechselwirkungen zwischen Insekten, Klima und Menschen erforschen. Gemeinsam wollen sie herausfinden, wie Klimawandel, Treibhausgase und Luftverschmutzung die chemische Kommunikation von Insekten beeinflussen. Der offizielle Startschuss für die Partnerschaft erfolgte am 27. Januar 2020 im schwedischen Alnarp.

In den vergangen 100 Jahren ist der menschliche Einfluss auf Ökosysteme und das Klima durch die Industrialisierung immer deutlicher geworden: Das Klima erwärmt sich und die Meeresspiegel steigen an. Schädlinge, wie der Borkenkäfer, treten in Massen auf und breiten sich immer weiter aus. Gleichzeitig ist ein gravierender Rückgang der gesamten Insektenbiomasse überall in Europa zu verzeichnen. Während bestäubende Insektenarten, die eine wichtige Rolle in unseren Ökosystemen übernehmen, vom Aussterben bedroht sind, sind Krankheiten, die von Insekten übertragen werden, aufgrund der Klimaerwärmung auf dem Vormarsch.

„Durch das veränderte Klima ergeben sich ganz neue Herausforderungen im Hinblick auf Schädlinge und krankheitsübertragende Insekten. Unsere neue Forschungskooperation will herausfinden, welche Auswirkungen diese globalen Veränderungen auf Insekten haben und warum“, sagt  Bill S. Hansson, Direktor am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie. „Die Zusammenarbeit im Max Planck Center eröffnet uns neue Möglichkeiten, die Auswirkungen der vom Menschen verursachten Veränderungen des Klimas und der Umwelt auf die Ökologie von Insekten systematisch zu untersuchen“, ergänzt Christer Löfstedt, Professor für Biologie an der Universität Lund.

Der chemischen Kommunikation von Insekten auf der Spur

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des neuen Forschungszentrums wollen vor allem untersuchen, wie sich höhere Durchschnittstemperaturen, Treibhausgase und Luftverschmutzung auf den Geruchssinn von Insekten auswirken und wie sich Insekten an diese Veränderungen ihrer Umwelt anpassen. Dies könnte einen wichtigen Beitrag zur Lösung globaler Probleme im Kontext von Klimakrise, Welternährung und Bekämpfung von Krankheiten liefern.

„Europa ist lange von Krankheiten verschont geblieben, die von Insekten übertragen werden, doch in den letzten Jahren haben sich Krankheiten, wie das West-Nil-Fieber und das Chikungunya-Fieber, weiter nach Norden ausgebreitet. Auch die Ausbreitung von Malaria und Dengue-Fieber wird durch den Klimawandel begünstigt. Wir hoffen, dass wir durch die Kooperation im Max Planck Center neue Methoden zur Bekämpfung dieser Erkrankungen entwickeln können“, sagt Rickard Ignell, Professor Pflanzenschutzbiologie und ein Experte für die Ökologie von krankheitsübertragenden Insekten an der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften.

Forschungsstandbeine in Jena, Lund und Alnarp

Am Max Planck Center sind drei Forschungsgruppen beteiligt: Das Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena mit seiner Abteilung Evolutionäre Neuroethologie, die Pheromonforschungsgruppe der Abteilung Biologie an der Universität Lund und die Forschungsgruppe Chemische Ökologie der Abteilung Pflanzenschutzbiologie an der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften. Die drei Partner ergänzen sich ideal: Ob Pflanzenfresser (Borkenkäfer und Motten), Blutfresser (Mücken) oder die Essigfliege – die Forschenden bringen ihr Fachwissen zu unterschiedlichen Insektenarten ein.

Alle drei Forschungsorganisationen finanzieren das Center mit jeweils 500.000 EUR pro Jahr. Derzeit läuft das Bewerbungsverfahren auf 17 Stellen für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die jeweils an einer der drei Einrichtungen hauptsächlich forschen werden, gleichzeitig aber auf die Infrastruktur und die Expertise der anderen Gruppen zurückgreifen können.