Im Anschluss an das Grußwort des Ministers Tiefensee lobte der Vizepräsident der Friedrich-Schiller-Universität für Digitalisierung, Prof. Dr. Christoph Steinbeck, die vielseitigen Initiativen des Vereins, bevor der Vorstandsvorsitzende des Beutenberg-Campus Jena e.V., Prof. Dr. Peter F. Zipfel, einen kurzen Rückblick auf die vergangenen 25 Jahre warf. Anschließend wurde der Wissenschaftspreis Lebenswissenschaften und Physik des Vereins in der neuen Kategorie „Exzellente interdisziplinäre Kooperation“ zum ersten Mal feierlich verliehen. Dieser Preis soll künftig einmal jährlich zusammen mit den bereits etablierten Wissenschaftspreisen in den Kategorien „Dissertationspreis“ und „Nachwuchswissenschaftspreis“ ausgelobt werden. Er ist mit 1.000 Euro dotiert und soll die hervorragende fachübergreifende Zusammenarbeit am Beutenberg Campus würdigen und das Zusammenspiel der Institute fördern, mit dem Ziel durch optimale Synergien Mehrwerte zu schaffen.
Ausgezeichnet wurde das Kooperationsprojekt „Hochauflösende linsenlose Bildgebung von biologischen Proben im extrem-ultravioletten (EUV) Spektralbereich“, das unter der Leitung von Dr. Jan Rothhard, Prof. Dr. Thomas Pertsch, Prof. Dr. Jena Limpert und Prof. Dr. Falk Hillmann durchgeführt wurde. Die Erkenntnisse ihrer gemeinschaftlichen Arbeit wurden im Fachjournal PhotoniX (2023 4:1(1), 1-15) unter dem Titel "Visualizing the ultra-structure of microorganismsusing table-top extreme ultraviolet imaging" veröffentlicht. Alle Kollegen sind bzw. waren am Institut für Angewandte Physik der Friedrich-Schiller-Universität (FSU-IAP), am Fraunhofer-Institut für Optik und Feinmechanik (Fraunhofer IOF) sowie Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Leibniz-HKI) am Beutenberg Campus tätig. Gemeinsam entwickelten sie eine neue mikroskopische Methode im extremen Ultraviolett (EUV), wodurch eine hochauflösende Bildgebung an biologischen Proben auf eine völlig neue Art und Weise ermöglicht wird. Sie liefert neue hochauflösende und elementspezifische Einblicke in das Innere von Zellen und Mikroorganismen.
Als Höhepunkt der Veranstaltung hielt der renommierte Pflanzenökologe Prof. Dr. Christian Wirth, Professor an der Universität Leipzig und Geschäftsführender Direktor / Sprecher des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig, im Rahmen der „Noblen Gespräche“ einen Festvortrag zum Thema „Wie viele und welche Arten? - Biodiversität und Ökosystem-Funktionen im Klimawandel“ vor knapp 200 Gästen in Präsenz und zahlreichen Zuschauer:innen im Livestream.
Er berichtete, wie sich seit den 1990er Jahren unser Blick auf die biologische Vielfalt verändert hat. Angesichts der globalen Biodiversitätskrise rückte die Frage in den Vordergrund, was mit Ökosystemen geschieht, die an biologischer Vielfalt verlieren. Die Frage "Wie viele Arten braucht ein Ökosystem, um optimal zu funktionieren?" leitete einen Paradigmenwechsel ein: Die biologische Vielfalt reagiert nicht nur auf die Umwelt, sondern prägt sie auch als Akteur. Sie liefert wichtige Mehrwerte für die Menschen, wie z.B. Nahrung, Rohstoffe, Schutz und Erholung.
Mit der Beschleunigung des Klimawandels nimmt der Druck auf die Artenvielfalt zu. Die Arten reagieren, indem sie ihre Verbreitungsgebiete anpassen und sich zu neuen Gemeinschaften zusammenschließen. Weltweit hat eine gezielte Einführung von Arten begonnen, die besser an künftige Klimazonen angepasst sind ('assisted migration'). Diese neuen Gemeinschaften sind nicht unbedingt weniger vielfältig, sie enthalten neue Arten mit anderen funktionellen Merkmalen, was die Frage aufwirft: "Welche Arten werden für ein optimales Funktionieren benötigt? Zu diesem optimalen Funktionieren gehört heute auch, die Fähigkeit von Ökosystemen den Klimawandel einzudämmen und diese Auswirkungen abzufedern.
Prof. Wirth hat in seinen spannenden Vortrag Belege für die Rolle und das Zusammenspiel von funktionaler Biodiversität und Identität auf verschiedenen Ebenen vorgestellt und daraus resultierende Strategien für eine nachhaltige Landnutzung diskutiert.
Wir danken der Carl-Zeiss-Stiftung für die freundliche Unterstützung!