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HKI-Wissenschaftler erhalten medac-Forschungspreis 2015

Jährlich vergibt das mittelständische Pharmaunternehmen medac GmbH mit Sitz in Wedel den medac-Forschungspreis an junge Wissenschaftler des Hans-Knöll-Instituts, die interdisziplinär forschen. In diesem Jahr wurden gleich drei herausragende Arbeiten ausgezeichnet.

HKI Preise November 2015Die Preisträger (von links: Sascha Brunke, Keishi Ishida, Gulimila Shabuer, Martin Roth, Hans-Martin Dahse, Ronny Martin, Peter Hortschansky, Maria Schreiner, Anja Wartenberg) umrahmt von dem Geschäftsführer der medac GmbH, Nikolaus Graf zu Stolberg und dem Institutsdirektor Axel Brakhage. [Quelle: HKI/Michael Ramm]

Ein Viertel aller pflanzlichen Lebensmittel weltweit landet niemals auf einem Teller, weil sie auf dem Weg dahin verderben. Gefährdet, während der Lagerung zu verderben, ist auch eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel, die Kartoffel. Sie wird von Krankheitserregern wie dem Bakterium Clostridium puniceum befallen. Eine Gruppe von Wissenschaftlern um Gulimila Shabuer hat herausgefunden, dass das sauerstofffeindliche Bakterium ein spezielles Antibiotikum nutzt, um einerseits in der sauerstoffreichen Umgebung der Kartoffel zu überleben, aber auch um sich gegen andere Krankheitserreger in der Kartoffel zu schützen. Der Nachweis dieser bisher unbekannten Doppelfunktion ebnete den Wissenschaftlern den Weg in das weltweit renommierte Journal Science.

Das Onlinejournal eLife veröffentlichte das Forschungsergebnis von Markus Greßler und seinen Kollegen. Sie haben den Wirkstoff Terrein charakterisiert, der vom Schimmelpilz Aspergillus terreus gebildet wird. Für diesen stellt Terrein einen klaren Überlebensvorteil dar. Im Zusammenleben mit vielen anderen Mikroorganismen sucht der Pilz seine Umgebung nach bestimmten Stoffen ab. Wenn er spürt, dass Nahrungskonkurrenten in der Nähe sind bildet er Terrein, um sie zu vertreiben und sichert damit seine Existenz.

Eine besondere Form des Hefepilzes Candida albicans nahm sich das Team von Anja Wartenberg vor, nämlich eine recht wehrlose Mutante dieses Pilzes. Obwohl der eigentliche Pilz die Fresszellen des Immunsystems eines Menschen zerstören und ihn so besiedeln und krank machen kann, ist die Mutante genetisch dazu nicht in der Lage. Die Forscher konfrontierten diese Mutante nun im Experiment immer wieder mit Fresszellen, bis sie erneut mutierte und die Fresszellen wieder zerstören konnte. Ihre Erkenntnisse zu dieser ‚Evolution im Labor‘ wurden in der Fachzeitschrift PLoS Genetics abgedruckt.

Originalveröffentlichungen
Shabuer G, Ishida K, Pidot SJ, Roth M, Dahse HM, Hertweck C (2015)
Plant-pathogenic anaerobic bacteria use aromatic polyketides to access aerobic territory.
Science, in press.

Gressler M, Meyer F, Heine D, Hortschansky P, Hertweck C, Brock M (2015)
Phytotoxin production in Aspergillus terreus is regulated by independent environmental signals.
eLife 2015;4:e07861.

Wartenberg A, Linde J, Martin R, Schreiner M, Horn F, Jacobsen ID, Jenull S, Wolf T, Kuchler K, Guthke R, Kurzai O, Forche A, d´Enfert C, Brunke S, Hube B (2014)
Microevolution of Candida albicans in macrophages restores filamentation in a nonfilamentous mutant.
PLoS Genetics 10(12), e1004824.

Die Preisträger
Gulimila Shabuer (Biomolekulare Chemie)
Dr. Keishi Ishida (Biomolekulare Chemie)
Dr. Sacha Pidot (Biomolekulare Chemie)
Dr. Martin Roth (Biotechnikum)
Dr. Hans-Martin Dahse (Infektionsbiologie)

Dr. Markus Greßler (Mikrobielle Biochemie und Physiologie)
Florian Meyer (Biomolekulare Chemie)
Daniel Heine (Biomolekulare Chemie)
Dr. Peter Hortschansky (Molekulare und Angewandte Mikrobiologie)

Dr. Anja Wartenberg (Mikrobielle Pathogenitätsmechanismen)
Dr. Jörg Linde (Systembiologie und Bioinformatik)
Dr. Ronny Martin (Fungal Septomics)
Maria Schreiner (Mikrobielle Pathogenitätsmechanismen)
Dr. Fabian Horn (Systembiologie und Bioinformatik)
Thomas Wolf (Systembiologie und Bioinformatik)
Dr. Sascha Brunke (Mikrobielle Pathogenitätsmechanismen)