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medac Forschungspreis 2023 für Spitzenforschung verliehen

Am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Leibniz-HKI) wurden die besten Publikationen des Instituts des Jahres 2023 mit dem medac Forschungspreis ausgezeichnet. Der Preis würdigt wegweisende Forschungsarbeiten, die in Zusammenarbeit verschiedener Teams am Leibniz-HKI entstanden sind.

medac-Geschäftsführer Heiner Will (links) gratuliert Preisträgerin Anan Ibrahim. Quelle: Anna Schroll / Leibniz-HKI

Die Preisträger:innen des medac Forschungspreises 2023. Quelle: Anna Schroll / Leibniz-HKI

Komplexe mikrobiologische und infektionsbiologische Fragen erfordern häufig eine interdisziplinäre Bearbeitung. Um die Zusammenarbeit von Forschenden aus verschiedenen Fachrichtungen zu fördern, lobt das Leibniz-HKI jährlich den medac Forschungspreis für die erfolgreichsten im Team entstandenen Forschungsarbeiten am Institut aus. Das Pharmaunternehmen medac GmbH aus Wedel bei Hamburg stiftet den mit 20.000 Euro dotierten Preis bereits seit 2004. Aus den eingereichten Vorschlägen wählt der wissenschaftliche Beirat jährlich die besten Arbeiten aus. Alle Publikationen behandeln die Kernthemen des Instituts und zeichnen sich durch eine besonders enge Kooperation mehrerer Forschungseinheiten aus. Aktuell wurden die Teams von vier Veröffentlichungen des Jahres 2023 prämiert:

Um Steinzeit-Moleküle wieder zum „Leben“ zu erwecken, schloss sich ein internationales Team mehrerer Forschungsinstitute um Martin Klapper und Anan Ibrahim aus der Abteilung Paläobiotechnologie unter der Leitung von Pierre Stallforth und Christina Warinner zusammen, letztere ist an das Leibniz-HKI assoziiert. Aus dem Zahnstein von Menschen und Neandertalern rekonstruierte die Gruppe Naturstoffe, die sie mit Hilfe bioinformatischer Methoden aus zehntausende Jahre alten DNA-Fragmenten bisher unbekannter Bakterien gewinnen konnten. Die Gruppe will diese Verfahren für die Suche nach neuen Wirkstoffen aus der Vergangenheit nutzen.

Ein Team um Bastian Seelbinder aus der Abteilung Microbiome Dynamics hat sich mit dem menschlichen Darmmikrobiom befasst. Gemeinsam mit Sascha Brunkes Team aus der Abteilung Mikrobielle Infektionsmechanismen haben die Forschenden dabei herausgefunden, dass manche Bakterienarten Aufschluss darüber geben, in welchen Mengen die potenziell krankmachenden Hefepilze der Gattung Candida vorhanden sind. Überraschenderweise gehören zu diesen Indikatorbakterien auch Milchsäurebakterien. Diese waren bisher dafür bekannt, vor Pilzinfektionen zu schützen.

Ying-Yin Chaos Team aus der Abteilung Infektionsimmunologie entdeckte gemeinsam mit anderen Forschungsgruppen bisher unbekannte Funktionen von Immunzellen. Eine bestimmte Gruppe der für das Immunsystem unentbehrlichen T-Helferzellen besitzt besondere Fähigkeiten: Sie bilden spezielle Proteine, die andere Zellen anlocken. Diese wiederum zerstören den Hefepilz Candida albicans, der schwere Krankheiten auslösen kann.

Dass Pilze menschliche Lungenzellen kidnappen können, fand ein Team um Leijie Jia aus der Abteilung Molekulare und Angewandte Mikrobiologie heraus. Der krankheitserregende Pilz Aspergillus fumigatus überlebt in der Lunge, indem er menschliche Proteine bindet und so die Zellabwehr überlistet. Damit haben die Forschenden unter der Leitung von Axel Brakhage einen möglichen neuen Ansatzpunkt gegen die häufig tödliche Pilzinfektion entdeckt.

Die Auszeichnung mit dem medac Forschungspreis würdigt und fördert die erfolgreiche Teamarbeit innerhalb des Leibniz-HKI und darüber hinaus. Ilse Jacobsen, stellvertretende Institutsdirektorin und Professorin für Mikrobielle Immunologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, betont die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit: „Wirklich neue Forschungsergebnisse entstehen immer im Wettlauf gegen die Zeit und im Wettbewerb mit unseren Kolleginnen und Kollegen weltweit. Nur im Team, mit einer ‚guten Chemie‘ zwischen den Beteiligten und verschiedenen Kompetenzen, können wir eigene Impulse auf der internationalen Bühne setzen. Dabei ist die Kultur des wissenschaftlichen Miteinanders nicht selbstverständlich, sie muss gepflegt werden.“

Die medac GmbH ist dem Leibniz-HKI seit Jahrzehnten eng verbunden. Das international tätige Unternehmen mit einem Schwerpunkt auf onkologischen Präparaten und einem Sitz im Kuratorium des Instituts fördert mit dem Forschungspreis gezielt die Kooperation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, um neue Ideen im Kampf gegen Erkrankungen voranzutreiben, auch wenn diese abseits vom eigenen Geschäft liegen. Die prämierten Arbeiten repräsentieren wissenschaftliche Durchbrüche und werden als wichtiger Beitrag für eine erfolgreiche wissenschaftliche Laufbahn gewürdigt. „Engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bündeln ihre unterschiedlichen Kompetenzen – dieses Erfolgsrezept gilt sowohl für Unternehmen, als auch für die Forschung. An der Entwicklung des Leibniz-HKI kann man beispielhaft erkennen, dass sich Kooperation langfristig auszahlt und für einen ganzen Standort Vorteile bringt. Denn das Gemeinsame ist mehr“, so medac-Geschäftsführer Heiner Will.